Blutspecht - Dendrocopos Syriacus

Seltener Gast aus dem Nahen Osten

  • Ordnung deutsch: Spechtvögel
  • Familie deutsch: Spechte
  • Unterfamilie deutsch: Echte Spechte
  • Gattung deutsch: Buntspechte
  • Art deutsch: Blutspecht
  • Ordnung lateinisch: Piciformes
  • Familie lateinisch: Picidae
  • Unterfamilie lateinisch: Picinae
  • Gattung lateinisch: Dendrocopos
  • Art lateinisch: Syriacus
Blutspecht - Dendrocopos syriacus male
Blutspecht-Männchen mit Futter im Schnabel

Lebensraum


Der Blutspecht meidet geschlossene, dichte Waldbestände. Parks und Gärten mit lockeren Baumbeständen, Weinberge, aber auch montane Eichenbestände sucht der Specht gerne auf. Streuobstwiesen bevorzugt der Blutspecht. Auch in Silberpappel- und Weidenbeständen (Auwald) an fließenden Gewässern ist er anzutreffen. In Asien hält er sich in Arealen mit orientalischen Platanen und Nussbäumen auf. In Israel hat die gewerbsmäßige Plantagenwirtschaft mit Obst- und Nussbäumen zur weiteren Ansiedlung und Ausbreitung des Blutspechtes geführt. Durch den Klimawandel und die dadurch entstehende Erwärmung könnte sich der Blutspecht jedoch in zuvor ungeeignete Landschaftregionen vorwagen, die Verbreitungsgebiete könnten sich grundlegend ändern.

Aussehen / Gefieder


Die Gefiederfärbung des Blutspechts ist der des Buntspechts sehr ähnlich. Eindeutig zu unterscheiden sind Blut- und Buntspecht an der Gesichtszeichnung. Beim Buntspecht wird das vom Schnabel abgehende schwarze Zügelband, der schwarze "Querstreifen" bis zum schwarzen Nackenstreifen weitergeführt, nicht so beim Blutspecht. Beim Blutspecht fehlt die Verbindung des Zügelstreifens mit dem mittig körperlängs verlaufenden Nackenstreifen. Dadurch wirkt das Gesicht, die Wangen des Blutspechts etwas weißer und heller. Der Fachmann erkennt noch weiter, dass beim männlichen Blutspecht der rote Nackenfleck größer und etwas heller ist, im Gegensatz zum Buntspecht. Der weiße Fleck über dem Schnabel ist beim Blutspecht größer als beim Buntspecht ausgebildet. Das Blutspecht-Männchen trägt einen großen roten Nackenfleck. Beim Blutspecht-Weibchen ist dieser nicht vorhanden. Die äußeren Schwanzfedern sind schwarz mit einigen weißen Tupfern. Beim Buntspecht ist das untere Körperende, der sogenannte Steiß, sowie die Unterseite der Schwanzfedern großflächig stark rot eingefärbt. Beim Blutspecht sind die Steißfeder mehr rosafarben gefärbt. Die Körperlänge des ausgewachsenen Blutspechts beträgt etwa 23 Zentimeter. Die Spannweite reicht bis zu 39 Zentimeter.

Nahrung


Der Blutspecht ernährt sich überwiegend vegetarisch, vertilgt aber auch Insekten und deren Larven. Beerenfrüchte und Steinobst, vorzugsweise Kirschen, sind vor ihm nicht sicher. Zum Nahrungsspektrum gehören auch Walnüsse, Maulbeeren, Himbeeren, Erdbeeren, Vogelbeeren, Mandeln und frühes Obst. Nur zur Aufzucht der Jungspechte wird der Anteil an eiweißhaltiger, tierischer Nahrung erhöht. Käfer, Larven und weitere holzbewohnende Insekten fördern den schnellen Wuchs der Jungvögel. Den Blutspecht kann man an "Spechtschmieden" antreffen. Dort klemmt er Nüsse oder Mandeln zwischen dem Holz eines Baumstumpfes ein, um sie dann mit dem Schnabel zu öffnen.

Brut


Der Blutspecht brütet in der Regel nur ein Mal im Jahresverlauf. Die monogame Verpaarung der Blutspechte dauert nur eine Brutsaison lang an. Der Brutzeitraum liegt zwischen April und Juni. An dem Bau der Bruthöhle beteiligen sich beide Elternteile. Der weibliche Blutspecht legt fünf bis sieben Eier. Die Brutdauer kann bis zu 11 Tage betragen. Nach weiteren maximal 24 Tagen sind die Jungvögel dann flügge. Die Bruthöhle wird jedes Jahr neu gezimmert, bereits vorhandene Brutmöglichkeiten, Nesthöhlen, nutzt der Blutspecht nicht. Vorzugsweise brütet der Blutspecht in kranken oder bereits abgestorbenen Baumen. Im Rahmen der Klimaerwärmung ist zu erwarten, dass es in Zukunft vermehrt zu fortpflanzungsfähigen Mischformen von Buntspecht und Blutspecht kommt.

Ruf


Der Ruf des Blutspecht ist etwas weicher, nicht so durchdringend und scharf wie beim Buntspecht. Da der Laie aber meist keine Vergleichsmöglichkeiten hat, sollte er sich zunächst auf die optischen Unterscheidungsmerkmale konzentrieren. Dies ist nur ein Tipp. In einem der angefügten Youtube-Videos ist das Rufen und Trommeln des Blutspechts sehr gut zu verhören.

Zugverhalten


Elterntiere des Blutspechts gelten als sehr standorttreu, auch in der kalten Winterzeit. Jungvögel lassen sich nach dem Ausflug in einem Umkreis von etwa 100 Kilometern und auch weiter entfernt vom Elternrevier entfernt nieder. Jugendliche Blutspechte besitzen bis zur Revierauswahl eine relativ hohe Mobilität.

Verbreitung


Der Blutspecht kam ursprünglich nicht in Mitteleuropa vor. Man fand ihn im Nahen Osten sowie in Teilgebieten des Mittleren Osten. Einst kam er nur in Syrien, Irak, Iran, Türkei, Israel und Libanon vor. Im Nordosten des europäischen Kontinents kam der Blutspecht dagegen nur ganz sporadisch vor. Vor etwa 100 Jahren setzte beim Blutspecht eine Habitatsausweitung in Richtung Westen ein. Über Griechenland, den Balkan, über Ungarn und das östliche Österreich erreichte er schließlich das östliche Mitteleuropa. In der Ukraine, im südlichen Weißrussland (Belarus), Süd- und Mittelpolen, sowie Moldawien gibt es Zuwächse an Blutspechten zu verzeichnen. Auch in Kasachstan wurden Bruten nachgewiesen.

Blutspecht in der DACH-Region


Der Blutspecht ist sehr wärmeliebend und fühlt sich im östlichen Südeuropa wohl. Im Zuge der Klimaerwärmung breitet sich die Population des Blutspechtes möglicherweise nach Nordeuropa, eher nach Westeuropa aus. Die Anzahl der Blutspecht-Brutpaare im osteuropäischen Raum wird auf über 500.000 geschätzt. Insgesamt hat sich die Ausbreitungswelle des Blutspechts verlangsamt, regional ist er aus zuvor besetzten Revieren wieder verschwunden. Die Bestände weltweit scheinen stabil zu bleiben, ein Gefährdung der Blutspecht-Populationen ist derzeit nicht zu befürchten. Die Schweiz und Deutschland besitzen noch keine relevanten Blutspecht-Vorkommen, Österreich nur im östlichen Landesteil.

Weiblicher Blutspecht - Dendrocopos Syriacus
Weiblicher Blutspecht sitzt an einem Baumstamm
Blutspecht - Dendrocopos syriacus
Blutspecht
Buntspecht - Dendrocopos major
Buntspecht

Stichworte zum Blutspecht

- Rosafarbenes Unterkörperende
- kein schwarzes Kreuz am Hinterkopf
- Sehr, sehr selten in Deutschland
- Mischformen mit Buntspecht denkbar
- NABU ≡ Blutspecht kein Brutvogel in Deutschland

Suchbegriffe zum Blutspecht

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