Die gesamte Spechtfamilie der Welt zählt etwa 200 Arten. Abgesehen von den Polarregionen, Australien, pazifische Inseln, Madagaskar, Neuguinea und Neuseeland, sind die Spechte als Waldbewohner weltweit anzutreffen. Besonders im Frühjahr machen sich die Spechte in unseren Wäldern für uns bemerkbar. Die meist "scharfen" Rufe oder ein Trommelwirbel verraten ihre Anwesenheit. Ansonsten sind sie durch ihr Gefieder recht gut getarnt im Dickicht des Waldes.
Folgende Spechtarten werden hier beschrieben:
Spechte haben die Welt der Bäume, den Bereich der Stämme und Kronen, als ihre "Ökonische" gewählt. Im Laufe der Evolution hat sich der Körperbau der Spechte an das Habitat so weit angepasst, daß kein anderes Tier ihnen ihre Nahrungsquellen streitig machen kann. Der Schnabel zum Hämmern, der von einer schwammartigen Knochensubstanz wie ein Stoßdämpfer beim Klopfen abgefedert wird, die spezielle Anordnung der Fußkrallen und der Stützschwanz sind Charakteristika der Spechte.
Zur Nahrungsaufnahme bearbeiten die Baumspechte die Baumstämme. In der knorrigen Baumrinde, aber eher in der saftführenden Außenschicht des Holzes, schlecken die Spechte mit ihren hochspezialisierten Zunge den Baumsaft auf. Ebenso vertilgen die Spechte die kleinen Bauminsekten, meist Käfer, die sich in der saftführenden Schicht unter der Rinde der Bäume aufhalten. Bei lohnender Beute hacken die Spechte die Bäume mit ihrem harten Schnabel auch bis in tiefere Schichten auf. Auch werden z.B. Fichtenzapfen aufgehackt, um an die Samen zu kommen.
Mit ihrem meist harten und kantige Schnabel, in dem sich eine äußerst spezialisierte Zunge verbirgt, suchen sie nach ihrer Nahrung oder zimmern sich Bruthöhlen. Auf die Unterschiede in den Lebensgewohnheiten wird hier weiter eingegangen; nicht jede Spechtart kann sich z.B. selbst Bruthöhlen schaffen. Ebenso gibt es Unterschiede bei der Nahrungsauswahl und der Wahl des Brutbiotops und des Zugverhaltens.
Der Wendehals hält sich lieber in lichteren Waldbeständen auf. Vorzugsweise ist der Wendehals auf Streuobstwiesen oder in Obstplantagen oder Feldgehölzen zu finden.Er bevorzugt offene Flächen. Dort ist kein Insekt vor ihm sicher, auch die nicht hügelbauenden Wiesen- und Wegameisen. Ein seltener Vogel, den anzutreffen oder zu verhören schon etwas besonderes ist. Mit Ausnahme des Wendehalses sind die europäischen Spechte nicht als Zugvügel zu betrachten. Der Wendehals selbst zieht im Herbst ins sonnige Afrika. Während der Zugzeit kann der Wendehals mit Glück in Obstbaumbeständen angetroffen werden. Durch seine unauffällig braune Befiederung fällt er nicht auf, schon eher wegen seines sehr charakteritischen Rufes.
Der Specht ist ein rechter Einzelgänger. Nur einzeln oder paarweise (Brutzeit) halten sich die Spechte in den Wäldern und den weiteren Spechtbiotopen auf. In größeren Gruppen sind Spechte eigentlich nie anzutreffen.
Die Erdspechte, wie Grün- und Grauspecht, nehmen an Ameisenhügeln eine eiweißreiche Kost zu sich. Gerne vertilgen sie Ameisen und deren Larven und Puppen.
Vor dem Baummarder müssen Spechte sich in acht nehmen. Vom Waldkauz als Jäger in der Dämmerung, sowie dem Habicht und dem kleineren Sperber droht ebenfalls Gefahr. Je nach Größe sind dies die potentiellen Fressfeinde der Spechte. Die Gelege der Spechte sind, soweit zugänglich, als Nahrung für die ach so putzigen Eichhörnchen eine beliebte Nahrungsquelle. Eichhörnchen und Marder sind für alle für sie zugänglichen Eier in Vogelnestern eine Gefahr. Die Brut der Spechte findet in natürlichen oder selbstgezimmerten Baumhöhlen statt.
Mit Ausnahme des Wendehals sind Spechte keine guten und ausdauernden Flieger. Ihre Flugbahn sieht meist wellenförmig aus. Das heißt natürlich auch, das sie schon regelrechte Standvögel sind und keine großen Entfernungen zurücklegen, soweit genügend Nahrung vorhanden ist. Gute Läufer sind Spechte nicht, zu sehr haben sich die Krallen an den bevorzugten Lebensraum, den Baumstamm, angepasst. Das Hämmern auf den Baumstamm dient zunächst der Nahrungsbeschaffung, zu Brutbeginn ist es auch ein Ruf nach Spechtweibchen sowie eine Art Reviermakierung.
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