Verbreitung: Stark biotopgebunden - von Polen in einem schmalen bis zum Pazifik im Osten, südliches Nordeuropa, Balkan, Griechenland, Syrien
Das europäische Verbreitungsgebiet des Weißrückenspechtes reicht im Norden von Skandinavien bis nach Polen und Kamtschatka; selten trifft man umherstreifende Weißrückenspechte in die norddeutsche Tiefebene an. In Polen hält er sich in Eichen-Fichten-Mischwäldern auf. Der Weißrückenspecht kam früher auch in den unberührten Wäldern fast aller europäischen Mittelgebirge vor, dort ist er durch die starke Bewirtschaftung vertrieben worden.
Der Weißrückenspecht ist im direkten Vergleich mit dem Buntspecht größer. Das auffälligste Kennzeichen des Spechtes ist die schwarz-weiß gestreifte Oberseite, dazu die gebänderten Flügel. Beim Abflug und beim Landen des Spechtes sieht man sehr gut die weiße Hinterrückenpartie, die dem Specht seinen Namen gab. Schulterflecken wie bei Blut-, Bunt- und Mittelspecht sind beim Weißrückenspecht nicht vorhanden. Die Unterseite des Spechtgefieders ist leicht rosa bis blassrot getönt. Hand- und Armschwingen tragen breite, weiße Spitzenränder. Der Weissrückenspecht trägt im Gesicht einen recht stark ausgebildeten Bartstreifen, der bis an das Auge reicht. Der langgezogene, recht schlanke, aber trotzdem kräftige Schnabel, ist beim Weißrückenspecht bleigrau gefärbt. Die Zunge des Weißrückenspechtes ist wie beim Buntspecht mit vielen kleinen Widerhaken versehen, um Insekten aus Holz und aus der Rinde herausziehen zu können. Die Augen besitzen eine rotbraune Iris.
Der Weißrückenspecht ist ein Standvogel und zieht maximal entlang des Waldgürtels. Er hält sich in der Regel das ganze Jahr in seinem Brutgebiet auf. Der Weißrückenspecht kommt in Mischwäldern, aber auch in reinen Laubwäldern vor. In der Taigazone besetzt er Birken- und Espenwäldchen entlang der größeren Flüsse. Der Weißrückenspecht brütet unauffällig und ist schwierig nachzuweisen. Deswegen können in Mittelgebirgen vereinzelte, nicht entdeckte Inselvorkommen existieren. Der Weißrückenspecht zimmert seine Bruthöhle und Schlafhöhlen vornehmlich in weichere, schon geschädigte oder ältere Bäume, in schwaches, morsches oder krankes Holz. Er übernachtet in selbstgezimmerten Schlafhöhlen. Sein Schnabel ist sehr stabil ausgebildet, der Weißrückenspecht könnte im Prinzip auch seine Höhlen in Hartholz hineinarbeiten. Der Weißrückenspecht ist kein ausdauernd guter Flieger.
Die männlichen Weißrückenspechte tragen einen roten Kopffleck, der bis in den Nacken reicht. Weibchen besitzen dagegen keine Rotfärbung im Kopfbereich. Im Brustbereich sind feine, einem Brustband ähnelnde Schaftstreifen erkennbar. Die Körperseiten tragen ziemlich kräftig ausgebildete Schaftstreifen.
Die Saisonehe wird bei dieser Spechtart bevorzugt. Das Spechtbrutpaar trennt sich nach dem Ende der Brutsaison. Die Gelegegrößee betraegt 3-5 Eier. Die Brutzeit dauert 14-16 Tage. Der Weißrückenspecht brütet früher im Jahr als der Buntspecht. Die Brutzeit ist von Mitte April bis Anfang Mai. Während der Brutzeit vergrößert sich der Nahrungsbeschaffungsbereich des Spechtes schon mal auf 1.000 Meter bis 2.000 Meter Entfernung von der Bruthöhle als Zentrum. Gegenüber Buntspechten tritt er in der Brutzeit besonders aggressiv auf.
Der Specht fühlt sich in forstlich unberührten und urtümlichen gebliebenen Altholzbeständen wohl. Wirtschaftswälder sind für den Weißrückenspecht nicht nutzbar, dort ist es ihm zu "aufgeräumt"; ihm fehlt das verrottende Holz zur Nahrungsbeschaffung. Den Specht findet man im Süden des paläarktischen Taigagürtels. Im Bereich des Taurusgebirges, in den Karpaten, auf der Balkanhalbinsel, den östlichen Alpen, dem Apennin, den Pyrenäen und auf Korsika ist der Weißrückenspecht heimisch, ebenso in den Mittelgebirgen der Slowakei und Tschechiens kommt er häufig als Brutvogel vor, in Böhmen nur vereinzelt.
In Österreich fühlt sich der Weißrückenspecht in den nicht hochalpinen Tannen-Fichten-Buchenwälder der Kalkalpen wohl. In Höhen bis 1.500 Meter kommt der Weißrückenspecht vor, er ist auch schon in 1.800 Meter brütend angetroffen worden. Insgesamt muss man sagen, dass der Weißrückenspecht öfters in Höhenlagen vorkommt, aber nur, weil dort noch unberührte Altholzbestände existieren.
Die Nahrung des Weißrückenspechts befindet sich überwiegend auf und unter Rinde von Bäumen und im morschen Holz. Große Raupen und Weidenbohrer, die Larven von Pracht- und Bockkäfern sind seine Leibspeise. Man nennt den Weißrückenspecht auch Hackspecht, weil er während der Nahrungssuche das alternde Holz regelrecht zerlegt und tiefe Löcher ins weichere Holz hackt, um an die nahrhaften Insektenlarven zu kommen. Vogelkirschen, Schlehen und Haselnüsse verschmäht er als vegetarische Kost nicht. Die Haselnüsse werden vom Specht festgeklemmt und dann aufgehackt. Aber auch in Baumkronen fängt er seine lebende Nahrung.
Im Vergleich zum Buntspecht ist das Trommeln des Weißrückenspechtes wesentlich länger anhaltend. Der Ruf des Weißrückenspechts ist ein ziemlich leises "gägg", der Warnrufe "kjik kjik .." ist dafür umso lauter.
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