Grünspecht - Picus Viridis

Vogel des Jahres 2014

Der Grünspecht

  • Ordnung deutsch: Spechtvögel
  • Familie deutsch: Spechte
  • Unterfamilie deutsch: Echte Spechte
  • Art deutsch: Grünspecht
  • Ordnung lateinisch: Piciformes
  • Familie lateinisch: Picidae
  • Unterfamilie lateinisch: Picinae
  • Gattung lateinisch: Picus
  • Art lateinisch: Viridis

Grünspecht - der lachende Erdspecht - Verbreitung

Der Grünspecht kommt in Europa von Schweden im Norden bis nach England, Wales, Schottland, Spanien und Portugal im Westen vor. Von Südfrankreich über die Apennin-Halbinsel, über den Balkan bis zur Ukraine kommt der Grünspecht im Süden und Osten von Europa vor. Je nach Verbreitungsgebiet kann dabei die Gefiederfärbung des Grünspechtes etwas variieren. Die nordeuropäischen Grünspechte sind etwas größer als die südeuropäischen Grünspechte.

Grünspecht am Baumstamm
Männlicher Grünspecht, sitzt als Erdspecht auf der Wiese

Aussehen und Unterschied Männchen - Weibchen

Der Grünspecht erscheint insgesamt grün und ist hähergroß. Besonders beim bodennahen Flug des Grünspechtes ist die gelbgrüne Färbung der hinteren oberen Rückenpartie zu erkennen. Der Grünspecht trägt eine ausgeprägte schwarze Gesichtsmaske. Der Bartstreif ist beim Weibchen schwarz; beim Männchen ist er rot gefärbt mit einer schwarzen Umrandung. Bei beiden Geschlechtern ist der Oberkopf rot gefärbt. Der Bürzelansatz ist gelb gefärbt. Der Schnabel ist grauschwarz bis schwarzbraun gefärbt. Die Schnabelspitze ist hell. Die Iris der Augen ist weiß-rosa; die Füße sind grau bis oliv-bräunlich gefärbt. Das Jugendkleid der Grünspechte ist recht stark auf der Unterseite gefleckt und gebändert im Kopf- und Halsbereich.

Grünspecht bevorzugt offene Landschaften

Der tagesaktive Specht hält sich überwiegend in offenen Parklandschaften, landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen mit Feldgehölzen und in Gärten auf. Ein weiterer Lebensraum für den Grünspecht sind trockene Streuobstwiesen mit Obstbaumbeständen. Diese meist trockenen Wiesen, die mehrmals im Jahr gemäht werden, bergen eine Unmenge von Ameisennestern am Boden. Diese Wiesen- und Wegeameisen sind der Hauptgrund seines Aufenthaltes in diesem Biotop. Nicht gemähte Wiesenflächen und zu oft gemähte Rasenflächen dagegen meidet der Grünspecht wegen Mangel an Ameisennestern.

Grünspecht in Wiese sitzend
Aufmerksamer, weiblicher Grünspecht sitzt im Gras

Eigenschaften des Grünspechtes

Junge, unerfahrene Spechte, verenden manchmal in Kaminen und Schloten, sowie Dachböden von Häusern. Auf der Suche nach Nahrung bzw. einem Schlafplatz geraten die jungen Spechte in die für sie tödlichen Fallen. Sie finden den Ausgang nicht mehr und verenden schließlich. Der Grünspecht wurde im Volksmund früher Regenvogel genannt. Im Winter kündigte der Grünspecht angeblich mit verstärktem "lachenden" Rufen eine näherkommende Warmfront an. Zur Unterscheidung zum Grauspecht: der Grünspecht ist etwas größer als der Grauspecht und hat eine dunklere Gesichtsmaske. Der Flug des Grünspechts wirkt kopflastig und nicht geradlinig. Weitere Strecken überbrückt er mit bogenförmigen Segelflugpassagen, wie fast alle Spechte.

Grünspecht mags nicht kalt

Der in Tälern brütende Grünspecht ist sehr empfindlich gegenüber Kälte. In Wintern mit strenger Kälte verzeichnet die Grünspecht-Population große Verluste, die oft erst nach vielen Jahren kompensiert werden können. Oft besiedelt der gegen Kälte unempfindlichere Grauspecht die verwaisten Reviere. Grünspechte, die in Mittelgebirgen bzw. in Höhenlagen leben, sind nicht so kälteempfindlich.

Grünspecht-Weibchen auf einem Ast
Weiblicher Grünspecht ruht auf einem Ast

Grünspecht - Ruf

Sein "klü, klü, klü"-Wiederholungsruf ist wie beim Grauspecht in der Tonfolge abfallend und leiser werdend, jedoch fließender als die eher abgehackten Rufe des Grauspechtes. Der Ruf des Grünspechtes kann man als Mensch gewöhnlich nicht nachahmen. Bei seinem Bruder, dem Grauspecht, gelingt das Nachahmen besser. Oft kommt der Grauspecht dann angeflogen, um den Rivalen zu vertreiben. Zum Wohle des Grauspechts sollte man dies jedoch vermeiden, um ihn nicht unnötig in Aufregung zu versetzen.

Lebensraum und bevorzugtes Brutbiotop

Der Grünspecht ist ein eher im Tiefland brütender Specht. Bis in eine Höhe von 400 Meter über dem Meeresspiegel brütet der Specht, in der Karpaten bis 900 Meter. In den Alpen hält er sich überwiegend nur im weiten Talbereich auf. Der Grünspecht ist ein Stand- und Strichvogel, ist also im Radius von max. 50 km recht standorttreu. Weichholz ist wichtig für den Grünspecht. Er bevorzugt offene und abwechslungsreiche Biotope wie Friedhöfe, Streuobstwiesen, Kleingartenanlagen, Gärten mit Obstbäumen und Stadtparks, natürlich pestizidfrei. Der Grünspecht ist ein Bewohner der halboffenen, zergliederten Kulturlandschaft. Ein lichter Altholzbestand mit Zugang zu Weideflächen und offenen Wiesen bevorzugt der Grünspecht Der Grünspecht brütet überwiegend nur in den Randbereichen von Wäldern. Nach Kahlschlägen oder Sturmschäden brütet er auch am Rande dieser temporär lichten Waldbereiche. Seine Schlafhöhlen befinden sich dagegen etwas tiefer im Waldesinneren.

Grünspecht - die Brut

Zur Brutzeit hält sich der Grünspecht vorwiegend in Laubholzbeständen, seltener in aufgelockerten Nadelholzbeständen auf. In den subalpinen Alpenbereichen nimmt er auch Bergahornbestände an. Beim Grünspecht wird die Saisonehe vermutet, d.h. nach der Brutzeit trennt sich das Grünspechtpaar. Wie der Grauspecht zimmert der Grünspecht seine Bruthöhlen, natürliche Aushöhlungen in Bäumen und Höhlen anderer Spechtarten werden auch angenommen bzw. weiter ausgebaut. Brutbeginn ist ca. Anfang April und dauert bis 4 Wochen. Das Spechtweibchen legt wie beim Grauspecht weiße Eier. Die Gelegegröße beträgt 5-7 Eier.

Nahrung - Ameisen bevorzugt

Der Grünspecht ernährt sich und seine Jungen überwiegend mit Ameisen, sowie deren Larven und Puppen. Im Winter ernährt sich der Grünspecht von den Formica-Ameisenarten, den hügelbauenden Waldameisen. Zusätzlich untersuchen sie jede Spalte nach Mücken und Fliegen. Andere Kleininsekten vertilgt der Grünspecht auch, aber nur in geringem Maße. Im Sommer vertilgt der Grünspecht überwiegend Lasius-Ameisenarten. Diese bauen ihre Nester auf trocknen und lichten Wiesenflächen in die Erde. Als vegetarische Kost nimmt der Grünspecht Birnen, Äpfel, Kirschen, Trauben und Baumsamen auf.

Gefährdung

Der Grünspecht ist in seinen Bestand stark zurückgegangen. Hauptgrund dafür ist die intensive Landwirtschaft und der massive Wegfall von Streuobstwiesen. Die Wiesen werden außerordentlich stark mit Stickstoff, z.B. Gülle, gedüngt. Dadurch wächst das Gras sehr schnell und dicht heran. Die Wiesenameisen, die Hauptnahrung der Grünspechte, bauen auf diesen Flächen keine Nester. Die Ameisen bevorzugen trockene Magerwiesen mit lichten, sonnenerwärmten Bereichen. Durch die Überdüngung der Agrarflächen wird der Nahrungs- und Lebensraum des Grünspechtes zerstört.


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